Moin!
Wie angekündigt, wollte ich hier mal kurz schreiben, wie es uns ergangen ist. Erstmal kurz die Rahmenbedingungen:
- 1 Hymer Mobil 521 (der Kurze) mir 2,3er Bedford-Unterbau
- 2 Reisende, meine Gute und ich.
Unser Ziel war es, Südschweden zu erkunden. Wir waren schon vorher in Schweden, aber immer mit dem Auto und dann zumeist lokal in einer Hütte. Diesmal wollten wir alle paar Tage an einen neuen Stellplatz, in eine neue Region. Und: Wir wollten die meiste Zeit wild Campen.
Dazu kurz: In Schweden gilt zwar das Jedermannsrecht, dass jedem erlaub sein Zelt in der Natur aufzuschlagen, die gilt aber klar NICHT für Wohnmobile, auch wenn es zumeist geduldet wird. Leider sinkt die Akzeptanz, weil es immer öfter Idioten gibt, die die Natur mit Füssen treten und beispielweise die Hochgiftige Chemie-Toilette in den Graben oder schlimmer noch in den Wald kippen. Rein rechtlich gesehen ist es in Schweden ähnlich wie in Deutschland: Zur wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit kann man am Strassenrand eine Nacht parken und schlafen. Aber eben nicht campen (--> Alles ab Stühle raus stellen wäre theoretisch verboten). Zusätzlich gibt es noch Privatstrassen in Schweden (alles mit roter Schrift auf gelben Grund), wo die Besitzer eigene Regeln erlassen könnten - und das sind nicht wenige. Aber: Wir haben mit Schweden vor Ort gesprochen und auch mit anderen Campern. Wenn man die vielen Angelplätze, Badeplätze und kleinen Park-Nieschen an den Rollsplit-Strassen nutzt und dabei keinen stört, ist es auch ok, mal 3 oder 4 Tage zu bleiben. Man sollte eben gesunden Menschenverstand walten lassen. Wir sind jedenfalls nie weggeschickt worden oder auch nur böse angesehen worden. Kann aber auch daran liegen, dass die Schweden ein hohes Interesse an Oldtimern haben und man so ausserst regelmässig angesprochen wird.
Wir sind aus meiner Heimat nahe Zwickau los Richtung Rostock und dann mit der Fähre Richtung Trelleborg. Ab da sind wir die Ostküste hoch bis Höhe Halmstadt, dann ins Inland und (über Umwege) nach Jönköping, Linköping und zur Ostküste, welche wir dann langsam südwärts gefahren sind um einige Tage auf Öland zu verbringen. Das klingt jetzt schnell heruntergepult, hat aber um die 3 1/2 Wochen gedauert. Mit An- und Abreise waren wir ziemlich exakt 4 Wochen unterwegs.
Ein paar Hürden gab es dabei auch. So haben wir am Tag vor der Fährabfahrt in Rostock (ein Samstag) festgestellt, dass wir ein Ausgleichsgewicht am hinteren rechten Rad verloren haben. Die Küche hat vibriert als hätte sie Schüttelfrost. Wir sind dann einfach spontan zu ATU gefahren, weil die als einzige noch offen hatten. Vor Ort meinte der Meister dann: Nee, das Rad mach ich nicht ab, ich weiss gar nicht wie ich den aufbocken soll... (eventuell doch "Amateure treiben Unfug"?). Ich hab dann angeboten das Rad selber zu demnotieren. Und dann ging es plötzlich. Also Hydraulik-Heber drunter und Rad ab. Keine 10 minuten Später und nur 6,38 € ärmer (!!!!!) hatten wir ein perfekt neu ausgewuchtetes Rad. In Schweden waren wir keine 3 Tage unterwegs, als ich an der Tanke einen Blick auf die Reifen geworfen habe (mehr zufällig) und feststellte, dass eine Schraube vorn links im Profil stak. Zum Glück war die nur im Stollen-Gummi und nicht so tief, also konnte ich die entfernen und weiterfahren. Ansonsten hat uns das Wohnmobil wunderbar durch Schweden gebrecht - und das obwohl einige Strassen dort etwas haarstäubend sind. Teer ist selten, Split häufig, reiner Dreck (mit "maximal 70km/h"-Schild) nicht unüblich. Aber: Diesmal hab ich keine Radkappe verloren. Der ruhige Strassenverkehr in Schweden passt gut zum alte Wohnmobil. Man wird eben nicht ständig durchgeschüttelt, weil ein 3-Tonnen-SUV mit 200 an einem vorbei brettert wie ein Wahnsinniger.
Zwei Kilometer vor zuhause haben wir heute dann noch beim Edeka angehalten, einkaufen damit wir nicht verhungern übers Wochenende. Seit dem dreht der Anlasser nicht mehr, wenn man den Schlüssel dreht... Irgendwo muss da ein Kabel durch sein. Blieb mir also nichts anderes übrig, als mit einem Maulschlüssel durch überbrücken direkt am Anlasser zu starten. Das "Problem" sollte ich definitiv angehen :-D
Kleiner Tipp am Rande noch für alle, die in Schweden (wie ich) Gas brauchen: Das deutsche System ist inkompatibel mit dem schwedischen. Es gibt zwar Adapter, aber die Gasflaschen kann man vor ort nur kaufen (schweineteuer, ab 100€ die Flasche) und nicht mieten. Wir haben uns mit einem Netz von Auffüllern beholfen, die auch deutsche Flaschen füllen. Die kann man alle hier finden:
http://www.besucherguide-schweden.de/reiseinfos/gasfullstationen/ . Tipp: Bei kleinen Mengen wird deutsches Bier als Bezahlung akzeptiert.
Es war ein wirklich toller Urlaub, und wenn meine Bilder entwickelt sind, werde ich auch was hochladen (ja, ich fotografiere auf Film...). Ich kann Schweden nur empfehlen für alle, die es mit der Hitze im Süden nicht so haben (wie ich und Bedford-original-Kühler). Für alle die wild-Campen wollen wie wir empfehle ich die "Park4Night"-App und die "CamperContact"-App. Insbesondere über erstere haben wir die meisten unserer ruhigen Plätzchen gefunden. Die 5€ für die "Pro"-Version sollte man sich für den Urlaub unbedingt gönnen, so kann man auch Gas-Befüller finden.
Zum Thema autark stehen: Wir haben bis zu 6 Nächte durchgehalten, ohne Ver- und Entsorgung. Das heisst aber: Baden nur im See (nicht im Womo duschen) und kleine Geschäfte im Wald, zumindest für den Herren der Schöpfung. In Schweden ist es unüblich, Ver- und Entsorgung ohne Übernachtung anzubieten (ausser auf Öland, wo es mehrere kostenlose VE-Stationen gibt). Also einfach alle paar Tage mal mit Luxus campen und sich ne heisse Dusche gönnen.
Gruss
Pascal, Tatjana und "Karl-Heinz"