Autor Thema: Ruckeln und Leistungsabfall bei warmem Motor: gesammelte Ursachen  (Gelesen 11496 mal)

Offline Bärbel

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Ruckeln und Leistungsabfall bei warmem Motor: gesammelte Ursachen
« am: August 05, 2013, 08:28:55 Vormittag »
Liebe Bedford-Blitzer, ich bin am Verzweifeln. Seit Tagen versuchen wir, den Motor wieder zum schnurren zu bringen, nachdem er von den Vorbesitzern wahrscheinlich jahrzehntelang böse vernachlässigt wurde. Allerdings bekommen wir eines nicht in den Griff: der Motor springt im Leerlauf + kalt perfekt an und läuft sauber und rund. Wenn er warm wird immer schlechter, fängt an zu ruckeln und die Leistung wird immer mieser bis hin zu Fehlzündungen, obwohl die Zündelektrik (Zündkabel, Zündspule, Verteilerkappe, Verteilerfinger, Zündkerzen) komplett getauscht wurde.  Ähnliche Probleme wurden ja schon mehrfach hier beschrieben und gelöst, ich habe mal gesammelt, was hier im Forum an gefundenen Ursachen beschrieben wurde und warum ich glaube, das ausschliessen zu können:

Zündzeitpunkt:

- Nach Zündkontaktwechsel die Stecker nicht nach Handbuch angesteckt und Austauschkontakt stimmte nicht 100% mit dem Originalteil überein, dadurch Überschlag zu den Fliehkraftgewichten
- Zündverteiler einen Zahn versetzt eingebaut eingebaut
- Falsch gesteckte Zündkabel
- Fliehkraftregler klemmt
- Haarriss in Verteilerkappe oder Verteilerfinger

→ Bei unserer Möhre ist der Zündzeitpunkt im Leerlauf (Bedford-)Blitzlampengeprüft
perfekt auf 9° vor OT. Die Nockenwelle war um einen Zahn verstellt, das haben wir korrigiert. Die Stecker vom Unterbrecherkontakt haben wir in unterschiedlichen Richtungen aufgesteckt. Zündkabel stimmen, Fliehkraftregler bewegt sich, Verteilerkappe und Verteilerfinger haben wir hin- und hergetauscht.

Zündfunke

- Elektrische Leitungen
- Motormasse

→ Der Funke direkt aus der Verteilerzuleitung gegen Masse ist super, aus den Kerzen gegen Masse zwar nicht grandios, aber vorhanden. Warmstart geht sehr schlecht, mit Zündspule direkt auf 12 V besser. Spule direkt auf 12 V und zusätzliches Massekabel am Motor bringt während der Fahrt nichts. Kabel zum Kondensator haben wir getauscht


Spritversorgung:

- Dreck im Ansaugrohr im Tank, Benzinleitung verstopft
- Choke-Zug defekt, dadurch zu fettes Gemisch
- Vergaser verdreckt

→ Benzin kommt in munterem Strahl aus der Pumpe, neuer Filter ist in die Leitung eingesetzt, Benzin ist frisch getankt und mit frischem Bleiersatz versetzt. Choke-Zug ist super leichtgängig. Vergaser ist gereinigt, Dichtungen zwischen Vergaser und Ansaugbrücke getauscht. Dabei ist aufgefallen, dass im Gegensatz zum WHB kein Ablenkstreifen montiert ist, obwohl die Aussparungen am Zwischenstück vorhanden sind (wie sieht das bei euch aus? Braucht der Weber-Vergaser keinen Ablenkstreifen?).

So weit scheint also alles in Ordnung zu sein. Seltsam ist der schwache Zündfunke an den Kerzen und ein nicht vorhandenes Kerzenbild (sieht mehr oder weniger aus wie Neu). Irgendwelche Bedfordgeistesblitze? Ich bin langsam mit den Nerven runter, wenn sie Kalt ist läuft sie wie ein Neuwagen, aber ich habe kaum Zeit, mich darüber zu freuen bis das Geruckel wieder losgeht (vielleicht 20 km?)  :b008:

Wenn niemand eine Eingebung hat, werden die nächsten Schritte sein: Vergaser zum Reinigen einschicken, währenddessen Ansaugbücke runter und alles auf Risse prüfen, dann mit neuen Dichtungen wieder drauf. Danach bleibt nur noch, auf gut Glück alle Teile zum zweiten Mal zu tauschen.

Offline Radnor

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« Antwort #1 am: August 05, 2013, 08:47:09 Vormittag »
so ein Bedford Motor ist sehr simpel aufgebaut und mit etwas know how bekommt man den auch gut zum Laufen.

Natürlich ist eine Ferndiagnose immer schwierig aber ich versuchs mal:

ich gehe jetzt davon aus, dass Zündzeitpunkt, Kontaktabstand, Vergasereinstellung und Nockenwelleneinstellung wirklich stimmen  :teacher:

Du schreibst, dass der Zündfunke an den Kerzen nicht "gerade grandios" ist. Hast Du schon den Widerstand der Zündkabel gemessen? Am besten keine Kompromisse machen und die Zündkabel inkl. Kerzenstecker erneuern. Hier bitte keine Silconkabel oder anders neumodisches Gelumps verwenden, sondern die ganz einfachen Kupferkabel als Meterware. Dort neue Anschlussbuchsen, Gummis und Kerzenstecker anbringen, dann wird der Zündfunke schon ein ganz anderer sein.

Ansaugbrücke abmontieren und auf Risse prüfen? Das ist eine völlig unnötige Aktion mit fraglichem Ergebnis. Lass den Motor laufen und besprühe den Ansaugtrakt mit Bremsenreiniger. Erhöht sich die Motordrehzahl wenn Du an eine bestimmte Stelle sprühst, dann hast Du dort eine Undichtigkeit.

Verteilerkappe hast Du hin und hergetauscht? Das heisst eine Alte gegen eine andere Alte? oder wie? Auch hier keine Kompromisse, so teuer ist der Kram nicht. Kontaktabstand, Kondensator, Verteilerfinger und Verteilerkappe als Neuteile verwenden, damit bist Du auf der sicheren Seite.

Wenn er dann noch nicht läuft, was ich mir nicht vorstellen kann, dann erst kann man an den Vergaser denken. Wenn hier die Grundeinstellung soweit stimmt, zuerst das elektrische Ventil an der kleinen Madenschraube lösen und den Schalter vorsichtig etwas herausdrehen ...spätestens dann wird er wohl laufen...

:hut:                                                                                                                                                                                                        :flitz:

Offline Bedford Blitzi

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Antw:Ruckeln und Leistungsabfall bei warmem Motor: gesammelte Ursachen
« Antwort #2 am: August 05, 2013, 09:50:21 Vormittag »
Ich täte mal die Kompresion messen. Ich tipe auf falsch eingestelle ventile oder defekte ventile.

Rüdiger

Offline Bärbel

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Antw:Ruckeln und Leistungsabfall bei warmem Motor: gesammelte Ursachen
« Antwort #3 am: August 05, 2013, 22:52:10 Nachmittag »
Vielen Dank für die schnellen Antworten!
Zündzeitpunkt, Kontaktabstand, Vergasereinstellung und Nockenwelleneinstellung stimmen nach bestem Wissen und Gewissen. Die CO-Schraube war zunächst ohne Wirkung, weil schief eingeschraubt, das Gewinde liess sich aber nachschneiden, jetzt tut sich wieder etwas beim Einstellen, allerdings verändert sich der Motorlauf beim rausdrehen nach einigen Windungen nicht mehr weiter. Widerstand der Zündkabel wurde gemessen (habe ich nicht selbst gemacht) und ist OK, allerdings sind es (neue) Siliconkabel. U-Kontakt, Kondensator, Verteilerfinger und Verteilerkappe haben wir mit Neuteilen ersetzt und bei der Fehlersuche nochmal auf den alten Verteilerfinger und die alte Verteilerkappe zurückgetauscht. Wir haben vier verschiedene Zündspulen ausprobiert, allerdings keine davon neu. Ich werde auf jeden Fall zum Vergleich den Zündfunken mit den alten Kabeln testen, wenn da mehr ankommt, dürfen die neuen als Reserve mitfahren. Ein elektrisches Ventil habe ich nicht am Vergaser, sollte das beim 2,3-Liter-Motor von 1978 verbaut sein? Den Kaltreiniger-Trick werden wir auch ausprobieren.
Die Kompression haben wir bisher nur kalt gemessen, lag, wenn ich mich richtig erinnere, bei 7,4 auf allen Zylindern. Das Ventilspiel haben wir auch eingestellt, erstmal kalt, konnten aber bei einem Einlass und zwei Auslässen nur bis zum unteren Warmwert einstellen, weil die Einstellschraube am Ende war. Habe schon Übermassschrauben bestellt und werde sie hoffentlich Donnerstag oder Freitag einbauen können, ich berichte, ob das die Lösung war. Kennt jemand eine Möglichkeit, die Schrauben bei eingebautem Nockenwellengehäuse zu tauschen?

Gute Nacht!  :zzz:
Ben

Offline Bedford Blitzi

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« Antwort #4 am: August 05, 2013, 23:00:58 Nachmittag »
Ja, aber nur unter vorbehalt. Geht nur mit einem guten Zollinbus und mit gewalt, rein gehts nur wenn die Keile angeschliefen sind.
Aber wenns eh schon soweit ist, wird man um eine Kopfüberholung nicht rumkommen.
Wenn die Kompresion aber auf allen vieren gleich ist, muss er auch rundlaufen.
Dann ist der Verteiler müll, eiert oder die Nocken sind ungleich abgenutzt. Kontakt kann man nur im ausgebautem zustand richtig einbauen und einstellen. Was für Zündkerzen sind da verbaut ?
Legt mal die Zündspule auf 12V, und schau ob er dann läuft. Ist aber keine dauerlösung.

Rüdiger

Offline Radnor

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« Antwort #5 am: August 06, 2013, 00:16:35 Vormittag »
Den Kaltreiniger-Trick werden wir auch ausprobieren.

nicht Kalt -sondern Bremsenreiniger  :teacher:

Nimm doch mal einen Multimeter und messe bei dem neuen Silikonkabel den Widerstand inkl. Stecker, die Dinger haben meist einen Widerstand von ca. 20-30 Kilo Ohm. Die ganz einfachen Kupferkabel mit Kerzenstecker gemessen zwischen 1 und 3 Kilo Ohm.
:hut:                                                                                                                                                                                                        :flitz:

Offline Radnor

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« Antwort #6 am: August 06, 2013, 00:19:54 Vormittag »
Kontakt kann man nur im ausgebautem zustand richtig einbauen und einstellen.

...mittlerweile habe ich auf elektronische Zündung umgerüstet und muss das nicht mehr machen aber die ganze Zeit habe ich den Schliesswinkelmesser angeschlossen und den Kontakt in eingebautem Zustand eingestellt. Auch habe ich schon Kontakte in eingebautem Zustand gewechselt ...ging einwandfrei  :zuck:
:hut:                                                                                                                                                                                                        :flitz:

Offline Bedford Blitzi

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« Antwort #7 am: August 06, 2013, 00:25:41 Vormittag »
Beim Bedford ist das in meinen Augen nicht möglich, den richtig einzubauen und einzustellen. Da eh jeder zweite Verteiler falsch eingebaut ist, macht das richtig sinn. den keiner schaut sich das im WHB an, und denkt er könne das. Oder ach den hab ich so eingebaut wie ich in ausgebaut habe. Aber das war auch schon falsch. Dann wunder die sich wenn er nicht richtig läuft, da kommen als Dinger an. Ich könnte ein Buch schreiben.

Rüdiger

Offline Wilk

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« Antwort #8 am: August 07, 2013, 12:28:57 Nachmittag »
Habe schon Übermassschrauben bestellt und werde sie hoffentlich Donnerstag oder Freitag einbauen können, ich berichte, ob das die Lösung war. Kennt jemand eine Möglichkeit, die Schrauben bei eingebautem Nockenwellengehäuse zu tauschen?
Ben
meiner meinung nach kann es sich hier nicht um über- sondern nur um untermassschrauben handeln.
wechseln kann man die im eingebauten zustand nicht, da man sonst mit dem ventilschaft den zapfen an der schraube abbricht...s.foto. was das abgebrochene teil letztendlich im laufenden motor bewirken könnte, vermag ich mir nicht auszudenken.
 
Lieber drei richtige Gegner, als einen falschen Freund.

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« Antwort #9 am: August 07, 2013, 15:40:24 Nachmittag »
wechseln kann man die im eingebauten zustand nicht, da man sonst mit dem ventilschaft den zapfen an der schraube abbricht...s.foto. was das abgebrochene teil letztendlich im laufenden motor bewirken könnte, vermag ich mir nicht auszudenken.

Hallo,
was hat der "zapfen" für eine Funktion ? Könne man den nicht vor dem Einbau abschleiffen damit nichts mehr abbrechen kann?
gruss
boris
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Offline Wilk

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« Antwort #10 am: August 07, 2013, 16:42:21 Nachmittag »
es besteht die gefahr, dass man die schraube zu weit hinhausdrehen kann und der ventilschaft dann daneben läuft....
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Offline Bärbel

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« Antwort #11 am: August 12, 2013, 04:37:46 Vormittag »
Halleluja, das Geruckel ist erfolgreich beseitigt!  :bier2: Die genaue Ursache kann ich leider nicht benennen, da uns die Zeit vor dem Start der ersten Tour davon läuft, und wir deswegen in der letzten Schraubrunde mehrere Änderungen gleichzeitig vorgenommen haben:

Ersteinmal der Vollständigkeit halber: Bremsreiniger, nicht Kaltreiniger, stimmt. Probiert und keine Stelle gefunden, an der sich die Drehzahl ändert. Die Kompression im warmen Zustand ist 7,0 – 6,9 – 6,5 – 7,3. Das entspricht den Kaltwerten (7,4 hatte ich mir wohl falsch gemerkt).

Ventilspiel eingestellt (erstmal kalt): vorher Einlass 0,20 – 0,30 – 0,30 – 0,28, Auslass 0,48 – 0,48 – 0,40 – 0,48 wobei die Einstellschrauben  E1, E3 und A4 am Ende waren. Schrauben bei abgenommenem Nockenwellenehäuse ausgetauscht auf 1. UNTERmass (war im letzten Post auch gemeint :) und Schummeldichtung (0,4 statt 0,25 mm) eingebaut. Die alte Dichtung war nur noch stellenweise und in Bröseln vorhanden.  Damit die Tassenstössel beim Abnehmen des Gehäuses nicht rausfallen, hat es sich bewährt, die Stössel so zu drehen, dass die den Einstellschrauben gegenüberliegene Öffnung gerade auf die Einstellnut gerichtet ist, und dann mit eingesteckten Nägeln oder ähnlichem zu blockieren  :teacher:. Gerade beim ersten Mal kommt man sonst ganz schön ins Schwitzen, wenn die Dinger plötzlich alle anfangen, überraschend flink nach unten zu wandern. Wo wir das Teil sowieso schon in der Hand hatten, haben wir auch gleich die Ölbohrungen durchgepustet, scheinen aber alle frei gewesen zu sein. Jetzt Einlass 0,32 – 0,32 – 0,32 – 0,32, Auslass 0,47 – 0,47 – 0,47 – 0,47

Verteiler komplett ausgebaut, gereinigt, Verteilerfinger, Kondensator und Unterbrecher ein zweites Mal getauscht. Dabei haben wir mehrere potentielle Fehlerquellen entdeckt und behoben. Das Kabel zwischen Kondensatorklemmschraube und Verteilerflansch (im WHB auf Seite 12-33 in der Explosionszeichnung des Verteilers zu sehen) war abgerissen und nur noch die Hälfte am Verteilerflansch vorhanden. Die Kondensatorschelle hatte eine Schleifspur, wo sie scheinbar mit den Nocken kollidiert war. An den Befestigungsschrauben für den Verteilerfinger fehlten die in der Explosionszeichnung dargestellten Federringe, dadurch lief das Schraubenende sehr nah am Unterbrecher vorbei.

Dann haben wir noch die (neuen) Zündkerzen gewechselt, von Bosch auf NGK, beides von Bedfordteile Schüttemeyer.

Weil's es jetzt so schön schnurrt, dürfen die Siliconkabel bis auf weiteres drin bleiben. Jetzt warte wir noch drauf, dass  der Original-Vergaser vom Wellnesswochenende zurück kommt (momentan ist ein Solex-Vergaser aus nem BMW drauf, den wir bei der Fehlersuche draufgebastelt hatten), dann ist Motortechnisch hoffentlich erst einmal alles in Ordnung. Vielen Dank für die Tipps!  :tumb:

Beste Grüsse
Ben